Beim Gespräch mit drei unserer Kunden aus der Versorgungssparte über die internationale Norm ISO 55000 für ihre Anlagenmanagementsysteme wurde das Risikomanagement als wesentlicher Teil der Verbesserungen genannt, ebenso wie die Aktivitäten beim Anlagenmanagement.
Elenia, Elektrilevi und Caruna erzählten uns über ihre Zertifizierung gemäß ISO 55000 für das Anlagenmanagement. Im Großen und Ganzen sind Unternehmen aufgrund der Norm angehalten, das Gesamtbild ihrer Unternehmensführung zu betrachten, da es beispielsweise durch organisatorische Änderungen oder eine „Wir haben das immer so gemacht“-Haltung möglicherweise nicht mehr stimmig ist. Beim Anlagenmanagement-Entwicklungsprojekt geht es dann darum, das ganze Puzzle zusammenzufügen, und zwar jeweils einen Teilbereich.
Rasmus Armas, Leiter des Anlagenmanagements bei Elektrilevi, erläutert: „In der Norm sind viele Bereiche enthalten und alles muss vorhanden sein. Aber es ist ausschlaggebend, sich auch zu vergegenwärtigen, was im echten Leben passiert, wenn es Probleme gibt. Man muss sich damit beschäftigen, wie man mit Abweichungen umgeht und auf sie reagiert und letztendlich ständig an Verbesserungen arbeiten.”
Für Versorgungsunternehmen gibt es kein eigenständiges Element für das Risikomanagement in ISO 55000. Stattdessen ist es ein natürlicher Teil des Gesamtsystems, in das ein Unternehmen eingebunden ist. „Es muss als allgemeines Risikomanagement für alle Managementsysteme des Unternehmens gesehen werden. ISO 55000 legt den Schwerpunkt auf Risiken beim Anlagenmanagement, aber nicht gesondert, das sollte man wissen,” sagt Sauli Antila, Leiter des strategischen Anlagenmanagements bei Caruna. Er fügt hinzu: „Natürlich werden all diese ISO-Systeme kontinuierlich weiterentwickelt, und eine Möglichkeit, die innewohnenden Entwicklungsmaßnahmen ausfindig zu machen, ist die Erkennung von Risiken. Man ermittelt die Risiken, wertet sie aus und legt die Ziele für die Entwicklung fest. Ich betrachte es also nicht als separates Element im System. Vielmehr ist es eine natürliche Möglichkeit, Ihr Geschäft weiter zu entwickeln.”
Die Norm schlägt vor, die Überlegungen über Risiken hinaus zu erweitern und auch die Möglichkeiten zu erkennen. „Es bedeutet, dass wir uns nicht nur auf die Risiken konzentrieren, sondern auch auf die damit verbundenen Möglichkeiten. Das heißt, dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt. Wenn es also ein erkennbares Risiko gibt, gibt es auch eine Möglichkeit. Für uns war das eine Art mentale Änderung in unserem Unternehmen,” erinnert sich Jorma Myllymäki, COO bei Elenia.
Ein gutes Beispiel ist die Erneuerung eines IT-Systems, bei der es natürlich wichtig ist, die mit den Änderungen verbundenen Risiken zu berücksichtigen, bevor die eigentliche Implementierung erfolgt oder sogar bevor die Vorbereitungen für die Implementierung beginnen. Gleichzeitig aber kann die Änderung immer auch neue Möglichkeiten für weitere Verbesserungen eröffnen, zum Beispiel von Betriebsabläufen oder Kernprozessen in Versorgungsunternehmen. Myllymäki fährt fort: „Sehen wir uns das Beispiel des IT-Systems an. Es hat beides, Risiken und Möglichkeiten, und beides in Erfahrung zu bringen ist sehr wichtig. Wenn Sie gravierende Risiken sehen, müssen Sie diese natürlich minimieren und über ein gutes Risikomanagement verfügen. Aber wenn Sie bestimmte Möglichkeiten ermitteln, ist es ebenso wichtig, dass Sie diese Möglichkeiten so gut wie möglich in Ihrem Unternehmen nutzen.” In diesem Zusammenhang zieht es Caruna allerdings vor, die Verbindung zwischen Risiken und Möglichkeiten infrage zu stellen. „Früher waren für uns Risiko und Möglichkeit immer eng gekoppelt,” sagt Antila und ergänzt: „Allerdings arbeiten bestimmte Personen an den Risiken und andere konzentrieren sich auf die Möglichkeiten, denn es ist eine unterschiedliche Mentalität. Deshalb sind für uns Möglichkeiten trotzdem eine andere Sache.”
Praxisnahe Beispiele sind ebenfalls ein wichtiger Teil der Gespräche mit den ISO 55000-Prüfern; diese Beispiele veranschaulichen, wie das Risikomanagement im Versorgungsunternehmen mit konkreten Maßnahmen arbeitet. Sich darauf zu konzentrieren wie das Gesamtsystem in der Praxis implementiert wird, ist bei Elektrilevi ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Rasmus Armas sagt abschließend: „Man kann ein sehr gutes System dokumentiert und eingerichtet haben, aber die Frage ist, ob es tatsächlich funktioniert und was passiert, wenn das echte Leben passiert.”
In der Stromversorgungsbranche sind die Zuverlässigkeit des Netzes und die Versorgungssicherheit generell wichtige Themen. Dementsprechend ist die Minimierung der damit zusammenhängenden Risiken, zum Beispiel Stürme, die Stromausfälle verursachen, immer im Fokus jedes Versorgungsunternehmens. „Wenn man die Risiken in Bezug auf Netzkomponenten vor Ort bewerten kann, also auf irgendeine Weise die Risiken in Bezug auf Komponentenausfälle oder Unterbrechungen vorhersagen und bewältigen, verbessert dies definitiv in vielerlei Hinsicht die Zuverlässigkeit,” sagt Myllymäki. Eine Möglichkeit, die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Zuverlässigkeit anzugehen, ist die Verlegung unterirdischer Kabel. Ein Beispiel dafür ist das Elenia Weatherproof-Konzept.
„Eine Änderung kann Risiken bewirken, aber ebenso kann sie Möglichkeiten schaffen.”
Jorma Myllymäki, Elenia
Ein anderes Beispiel für die Risikobewertung ist die Überprüfung des Umweltaspekts, die für Caruna in einem Projekt mündete, bei dem in Grundwassergebieten an Masten montierte Transformatoren ersetzt werden. „Diese Transformatoren sind an Masten befestigt, und wenn sie auslaufen, gelangt das Öl direkt in den Boden,” erläutert Sauli Antila. „Es ist tatsächlich ein ziemlich großes Risiko für uns, denn als wir vor drei Jahren anfingen, stellten wir fest, dass wir 1400 solcher Transformatoren hatten.” Um das Risiko zu mindern, traf Caruna eine wichtige Investitionsentscheidung, um sein Netz so auszubauen, dass alle an Masten befestigten Transformatoren entfallen. „Dies ist das dritte und letzte Jahr für das Projekt, und wir haben bereits eine enorme Anzahl dieser Transformatoren beseitigt,” sagt Antila und erklärt, dass das sehr realistische Ziel darin besteht, bis zum Ende dieses Jahres alle an Masten montierte Transformatoren aus den Grundwassergebieten entfernt zu haben. Das ist eine hervorragende Maßnahme für die Umwelt, aber auch eine erhebliche Investitionen für das Versorgungsunternehmen. Antila fährt fort: „Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir unsere Arbeitsweise weiterentwickelt haben. Statt wie zuvor nur Listen zu analysieren und zu priorisieren, haben wir beschlossen, Maßnahmen zu ergreifen und unser Engagement zu zeigen.”
Praxisnahe Beispiele sind ebenfalls ein wichtiger Teil der Gespräche mit den ISO 55000-Prüfern; diese Beispiele veranschaulichen, wie das Risikomanagement im Versorgungsunternehmen mit konkreten Maßnahmen arbeitet. Sich darauf zu konzentrieren wie das Gesamtsystem in der Praxis implementiert wird, ist bei Elektrilevi ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Rasmus Armas sagt abschließend: „Man kann ein sehr gutes System dokumentiert und eingerichtet haben, aber die Frage ist, ob es tatsächlich funktioniert und was passiert, wenn das echte Leben passiert.”
„Man kann ein sehr gutes System dokumentiert und eingerichtet haben, aber die Frage ist, ob es tatsächlich funktioniert.”
Rasmus Armas, Elektrilevi