Die Welt stellt auf Mobiltechnologie um, und auch die Versorgungsunternehmen, egal wie groß oder klein, können sich dieser neuen Entwicklung nicht verschließen. Fünf Stromversorgungsunternehmen haben über ihre mobile Zukunft gesprochen: Von den Herausforderungen einmal abgesehen, schaffen die neuen Technologien Vorteile, die über den Wechsel von Papierunterlagen zu Tablets weit hinausgehen – sie bieten eine Möglichkeit, auf eine nie dagewesene Weise zu arbeiten, sogar komplette Prozesse zu erneuern. Prozesse, deren Qualität wiederum bei größeren Stromausfällen auf eine harte Probe gestellt wird.
Heute nutzen Versorgungsunternehmen bereits eine Vielzahl mobiler Lösungen für verschiedene Anwendungsfälle, wie zum Beispiel Auftragsverwaltung, die Eintragung von Daten, wie beispielsweise die Zählkennung bei einem Austausch, Arbeitsstundenprotokollierung, Sicherheits- und Qualitätsmeldungen und sogar die Verwaltung der Überwachungskameras in Umspannwerken. Darüber hinaus gibt es Services für die Kunden der Versorgungsunternehmen, zum Beispiel für die Prüfung ihrer Verbrauchsdaten oder die Meldung eines Stromausfalls. Außerdem, und dies ist ziemlich wichtig, haben die Außendienstmitarbeiter vieler unserer Kunden das Netz stets griffbereit, da ihre Tablets oder Smartphones mit Utility To Go ausgestattet sind. Die Anwendung wird sowohl von eigenen Technikern als auch von Vertragsunternehmen zum Beispiel für die Netzplanung, die Wartung einschließlich Inspektionen sowie dem Betrieb genutzt.
„Wir profitieren schon jetzt von sehr vielen Vorteilen,” sagt Jarno Virtanen, Operations Manager bei Nivos. „Es ist sehr viel effizienter. Keine unnötigen Wege mehr oder jede Menge Telefongespräche – stattdessen kann man sofort mit der Problemlösung beginnen.”
Die Möglichkeit des Echtzeit-Datenmanagements bringt für die Prozesse von Versorgungsunternehmen positive Veränderungen, da der Abruf oder die Eingabe von Informationen nicht länger davon abhängt, wo man sich befindet. Anders Svensson, Operating Engineer bei Eskilstuna, beschreibt es so: “Wenn zum Beispiel Techniker rausfahren, müssen sie wissen, wie es mit der Schaltung und Einspeisung aussieht. Diese Informationen auf Mobilgeräten zu haben, verschafft uns die Möglichkeit, die Arbeiten vor Ort zu beginnen, ohne dass Hilfe von der Zentrale benötigt wird.” Das gleiche gilt für jede Arbeit, die vor Ort durchgeführt wird. Heikki Pirnes, Standortleiter bei Infratek Finland Oy, einem Vertragsunternehmen für Elenia, sagt: „Wenn die Techniker zum Beispiel die Möglichkeit haben, bei einer Inbetriebnahme die Daten vor Ort direkt einzugeben, können sehr viele dazwischen liegende Schritte und Personen ausgelassen werden. Und wenn es Änderungen gibt, weiß der Techniker sofort, dass das Kabel nicht hierhin, sondern dorthin gehört, sodass das Problem in Echtzeit gelöst werden kann. Schließlich weiß der Mitarbeiter, der die Arbeit ausführt, am besten über den Fortschritt und das geleistete Pensum Bescheid, und deshalb ist dies für den gesamten Prozess unglaublich gut.”
„Für Anwender wird es einfacher, mit mobilen Lösungen zu arbeiten,” erklärt Eskil Tirén, Wartungstechniker bei Jämtkraft, Schweden. „Man braucht nicht mehr irgendeine Schulung, um die verschiedenen Funktionen zu nutzen. Stattdessen wird jeder in der Lage sein, ein Mobilgerät in die Hand zu nehmen und die Lösungen problemlos zu nutzen.”
Und mit der Unabhängigkeit des Geräts wird es noch einfacher. Heute verwenden die Außendienstmitarberiter von Versorgungsunternehmen vor Ort Smartphones, Tablets und sogar Laptops, allerdings geht der Trend in Richtung Tablet. „Der Bildschirm von Tablets hat eine gute Größe für kartenbasierte Anwendungen, bei denen man einen etwas größeren Bereich auf einen Blick sehen muss.” erläutert Heikki Pirnes. Und Tuomas Kupila, Prozesskoordinator für die Störungsbehebung bei Elenia, fügt hinzu: „Ich glaube, dass es in Zukunft einen wachsenden Bedarf an mobilen Systemen gibt, aber sie müssen mit einem klaren Schwerpunkt entwickelt werden, um ihr volles Potenzial nutzen zu können. Sie dürfen nicht zu kompliziert zu bedienen sein, denn hier ist die Benutzbarkeit ein Hauptproblem. Utility To Go ist jetzt ein hervorragendes Beispiel dafür, welche Art von Rückmeldung man mit einer unkomplizierten, benutzerfreundlichen Anwendung von den Außendienstteams bekommt.”
Die Versorgungsunternehmen sind sich allerdings darüber klar, dass die Einführung einer neuen Technologie nicht immer leicht und reibungslos ist, und dass die Akzeptanz der Mitarbeiter von Digital Natives bis zu solchen reicht, die lieber bei Stift und Papier bleiben würden. „Eine der Herausforderungen besteht darin, im Unternehmen Zeit für alle Mitarbeiter zu finden, um sich mit der Mobiltechnologie vertraut zu machen,” bemerkt Anders Svensson und sagt: „Wir müssen in der Lage sein, ein klares Gesamtbild darüber zu zeichnen, für was die mobilen Lösungen verwendet werden, da es langfristig positive Auswirkungen hat.” Zum Glück ändert sich die Haltung gegenüber der Umstellung auf Mobiltechnologie zum Positiven. Jarno Virtanen sagt: „Es ist sogar so, dass sich einige unserer Techniker mittlerweile weigern, mit irgendetwas anderem zu arbeiten. Stattdessen wollen sie, dass dieses Lösungen weiterentwickelt werden.” Bei Nivos wird Mobiltechnologie als etwas betrachtet, das bei der Arbeit hilft, nicht als noch ein weiteres System, das eingeführt wird. Das Versorgungsunternehmen hat außerdem versucht, die positiven Veränderungen zu kommunizieren, die Mobilität mit sich bringt. „Wir hatten sogar schon Bereitstellungsprojekte, bei denen mit einer Pilotgruppe begonnen wurde, und sich diejenigen, die nicht in der Gruppe waren, ungerecht behandelt fühlten, weil sie nicht von Anfang an die neue Lösung erhielten” fügt Virtanen hinzu.
Während jedes Versorgungsunternehmen an einer mobilen Zukunft arbeitet, gibt es im Außendienstbereich noch immer zahlreiche individuelle Integrationen, die zu einer Einheit verschmolzen werden müssen. „Man muss sich den gesamten Arbeitsprozess anschauen, den wir im Versorgungsunternehmen haben, und eine Komplettlösung für die Arbeit des Außendienstes entwickeln,” sagt Eskil Tirén. Darüber hinaus bedeutet die Arbeit mit Netzdaten natürlich die Auseinandersetzung mit rauen Wetterbedingungen, Stürmen und anderen unvorhersehbaren Herausforderungen. Tirén fährt fort: „Wir haben viele Bereiche außerhalb des normalen Mobilfunknetzes, deshalb müssen mobile Lösungen auch offline einwandfrei funktionieren.”
„Ich sehe sehr viel Potenzial in der Optimierung von Prozessen, sodass arbeitsintensive Schritte ausgelassen werden können,” erläutert Tuomas Kupila. „Und um das Maximum herauszuholen müssen wir möglicherweise anfangen, die Dinge aus einem ganz anderen Winkel zu betrachten, insbesondere das Teilen von Verantwortlichkeit zwischen Menschen und die Datenflüsse von beispielsweise einem IT-System zum anderen. Heute ist oft noch manuelle Arbeit im Spiel. Wenn man sich also den gesamten Prozess anschaut, wo er eigentlich beginnt und wo er aufhört, dann sind einige Schritte eventuell nicht erforderlich, oder deren Reihenfolge oder Wechselbeziehungen können sich ändern.” Darüber hinaus kann viel Verwaltungsarbeit wegfallen, denn wie bei einem guten Gesamtsystem ist es nicht länger erforderlich, dass eine Person die täglichen Arbeiten überwacht. Jeder kennt die Prinzipien, die befolgt werden müssen.
Speziell für ein Versorgungsunternehmen, das sich mit der Umstellung von Papier und Excel auf moderne, mobile Lösungen auseinandersetzen muss, kann die Herausforderung immens erscheinen. Jan Rondeel, CIO bei Skagerak Nett, schlägt dagegen einen anderen Ansatz vor: „Wenn es um Ausbau und Mobilität geht, müssen wir auch die Art und Weise ändern, wie wir intern denken, denn manchmal möchten wir alle Funktionen haben, bevor wir mit irgendetwas beginnen. Aber bei der Einführung von Mobiltechnologie müssen wir etwas agiler denken und dem Leitungsmonteur in einer mobilen Lösung vielleicht zuerst einen Überblick des Netzes verschaffen und dann Funktionen hinzufügen, damit wir frühzeitig von den Vorteilen profitieren können.”